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Israel und Türkei nähern sich an

18. Dezember 2015

Seit der Erstürmung der Gaza-Flottille 2010 herrschte diplomatische Eiszeit. Nun sollen sich Israel und die Türkei grundsätzlich auf die Normalisierung ihrer Beziehungen verständigt haben.

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"Mavi Marmara" von der Gaza- Flottille 2010 (foto: AP)
Bild: dapd

Man habe eine "vorläufige" Einigung zur Normalisierung der diplomatischen Beziehungen erzielt, die auch eine Rückkehr der Botschafter beider Staaten beinhalte, verlautete aus israelischen Regierungskreisen. Die staatliche türkische Nachrichtenagentur Anadolu berichtete allerdings einschränkend, die Verhandlungen dauerten noch an. Die Vereinbarung sei jüngst bei einem geheimen Treffen in der Schweiz erreicht worden, hieß es aus Jerusalem. Teilnehmer waren dem Vernehmen nach Beauftragte des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und Vertreter des türkischen Außenministeriums.

Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind seit dem Streit um die sogenannte Gaza-Flottille vor fünf Jahren auf einem Tiefpunkt. Israelische Soldaten hatten im Mai 2010 das unter der Flagge des Inselstaates Komoren fahrende Schiff "Mavi Marmara" (Artikelfoto) aus der Türkei vor dem palästinensischen Gazastreifen geentert. Dabei waren zehn Türken getötet worden. Pro-palästinensische Aktivisten hatten trotz Warnungen versucht, eine von Israel verhängte Seeblockade vor Gaza zu durchbrechen.

Die Eckpunkte des nun angestrebten Abkommens sehen laut Medienberichten folgenden Kompromiss vor: Israel zahlt für den tödlichen Vorfall 20 Millionen US-Dollar Entschädigung an die Türkei, die in einen gesonderten Fonds zur Unterstützung der betroffenen Familien fließen. Im Gegenzug werden sämtliche Klagen gegen Israel und israelische Offiziere der "Mavi Marmara" zurückgezogen. So meldeten es die Zeitung "Haaretz" und der israelische Rundfunk.

Als weiterer Teil der Vereinbarungen solle auch Saleh al-Aruri, ein ranghohes Mitglied der islamistischen Hamas, aus der Türkei verbannt werden. Es gebe zudem die Absicht, eine israelische Gasleitung in die Türkei zu verlegen.

Nach jahrelanger massiver Polemik gegen Israel und seine Haltung gegenüber den Palästinensern hatte auch der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan zu Wochenbeginn für eine Normalisierung plädiert. Dies könne alle Völkern in der Region nutzen, und auch den Palästinensern, erklärte der Präsident. Bislang hatte er zum Beispiel ein Ende der Blockade des Gazastreifens zur Voraussetzung für eine Wiederannäherung gemacht.

Beobachter vermuteten, auch der eskalierende Konflikt in Syrien und mit Russland könnte Erdogan zu einem Kurswechsel veranlasst und neues Interesse an Israel geweckt haben.


SC/cr (afpe, rtre, dpa)