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Island: KI und Gleichberechtigung

27. November 2018

Diese Woche treffen sich mehr als 500 führende Frauen aus der ganzen Welt in Reykjavík für das Women Leaders Global Forum, um über mehr Frauen in Führungspositionen und gesellschaftlichen Fortschritt zu diskutieren.

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Island - Frauen stehen vor dem Parlament in Reykjavík
Bild: DW/M. Kasper-Claridge

Der Wind ist eiskalt, aber der Himmel strahlt in klarem Blau. Ab und zu ziehen schwarzgrau gezackte Wolken vorbei, wie man sie nur in Island sieht. Sarah ist Nachfahrin einer Familie von Wikingern und in ihrem Element. "Wir sind das feministischste Land der Welt ", erzählt sie und holt weit mit den Armen aus. So als wolle sie die Frauen, die vor ihr stehen umarmen. Sie sind aus Uganda, Argentinien, Pakistan, Indien, Deutschland oder China gekommen.

"Gender Equality Walk", heißt die Tour, die extra an diesem kalten Montag in Islands Hauptstadt Reykjavík angeboten wird. Was die Teilnehmerinnen hier, direkt vor dem isländischen Parlament hören, lässt sie staunen. 1975 sind die isländischen Frauen lärmend mit Töpfen und Pfannen gekommen, um den Parlamentariern einzuheizen. 90 Prozent der Isländerinnen legten die Arbeit nieder, um gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit zu fordern.

Die isländische Hauptstadt scheint der ideale Ort für das Womens Leaders Global Forum zu sein, denn Gleichberechtigung hat Top-Priorität für das nordische Land. Der isländische Präsident Gudni Jóhannesson, empfängt die Teilnehmerinnen in seiner Residenz und später kommt auch die erste isländische Präsidentin dazu. Vigdís Finnbogadóttir führte 1975 den Marsch der isländischen Frauen an und war später die erste demokratisch gewählte Präsidentin weltweit. 1981 eine Sensation.

Island - Ehemalige Präsidentin Vigdis Finnbogadottir
Islands ehemalige Präsidentin Vigdís FinnbogadóttirBild: DW/M. Kasper-Claridge

Frauen als Entwickler von Künstlicher Intelligenz

Aber jetzt sind wir im Jahr 2018 und Julie Linn Teigland hat ganz andere Sorgen. Sie ist Managing Partner bei Ernst & Young (EY) für Deutschland, Österreich und die Schweiz und hat damit Verantwortung für rund 14.000 Mitarbeiter. EY berät Unternehmen, macht Wirtschaftsprüfungen und vieles mehr. Teigland ist nach Island gekommen, um über Digitalisierung zu reden. "Frauen sollten nicht nur über Vielfalt sprechen. Wir müssen auch Themen wie Künstliche Intelligenz diskutieren, weil die gerade unsere Leben verändert", sagt sie bestimmt.

Die Amerikanerin wundert sich, dass viele Menschen glauben, künstliche Intelligenz habe nichts mit ihrem Leben zu tun. "KI ist schon überall, egal ob es ihnen hilft, sich zurechtzufinden, oder ob ihr Handy lernt, was sie schreiben wollen. Aber viele Produkte sind geschlechterbezogen. Warum heißt ein Sprachassistent nie Bob?", ärgert sich Teigland und wünscht sich Frauen, die künstliche Intelligenz mitdesignen und -entwickeln. Wie das gehen kann, will sie mit den Frauen auf dem Kongress diskutieren.

Island: Julie Teigland, Ernst & Young Managing Partner (EY) - Frauen müssen mehr bei Künstlicher Intelligenz mitmischen
Julie Teigland von EY: Frauen müssen mehr bei Künstlicher Intelligenz mitmischenBild: EY

KI ohne eingebaute Vorurteile

Ann Cairns kann dem voll und ganz zustimmen. Die studierte Mathematikerin ist Executive Vice Chairman von Mastercard. Das Unternehmen machte 2017 über 12 Milliarden US-Dollar Umsatz. Cairns ist eine der Topmangerinnen im Unternehmen und seit über 30 Jahren dabei. Die zunehmende Digitalisierung sieht sie als große Chance für Frauen, aber auch als Gefahr. "Künstliche Intelligenz bedeutet heutzutage oft, dass Männer sie programmieren, sie schaffen die Algorithmen. Sie schaffen die Wertvorstellungen für KI."

Cairns wünscht sich, dass mehr Frauen aktiv künstliche Intelligenz entwickeln. "Wir müssen ständig prüfen, ob es inhärente Vorurteile gibt", betont sie.

Das winterliche Island ist genau der richtige Ort, um diese heiße Themen zu diskutieren, ist Cairns überzeugt. Von hier könnten Signale ausgehen, wie die digitale Zukunft gestaltet werden kann, für Frauen und für Männer. "Man muss das Beste aus den Möglichkeiten machen, die die digitale Revolution bietet", lacht sie und geht hinaus in den eisigen Wind zum nächsten Meeting.