1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Boris Herrmann: Klimaschutz mit an Bord

28. Januar 2021

Trotz seines Pechs kurz vor dem Ziel ist die Hochsee-Regatta Vendée Globe für den deutschen Hochsee-Segler Boris Herrmann ein Riesenerfolg. Der 39-Jährige guckt aber auch über den Tellerrand seines Sports hinaus.

https://p.dw.com/p/3oU0S
Weltumsegler Boris Herrmann
Bild: Boris Herrmann/Team-Malizia/dpa/picture alliance

Selbst Greta Thunberg fieberte bis zuletzt mit. Via Twitter gratulierte die 18-Jährige ihrem "tollen Freund" Boris Herrmann"zur Platzierung unter den Top 5 im härtesten Rennen der Welt. Solo nonstop um die Welt. Wir könnten nicht stolzer auf dich sein! Willkommen zu Hause!" Schon zum Start der Vendée Globe am 8. November hatte die Gründerin der "Fridays for Future"-Bewegung dem deutschen Hochsee-Segler "viel Glück und gute Winde" gewünscht. Später hatte Thunberg wissen lassen, dass sie sich mehrmals am Tag darüber informiert habe, wie das Rennen für Herrmann laufe.

"Fühle mich auf dem Ozean sicher"

Bis zu seinem Pech kurz vor Ende der Regatta lief es sehr gut für den 39 Jahre alten Segelprofi aus Deutschland: Herrmann segelte auf Rang drei, als ihm rund 170 Kilometer vor Les Sables d'Olonne im französischen Departement Vendée ein Fischtrawler in die Quere kam. Nach der Kollision konnte Herrmann mit seiner beschädigten Yacht nur noch mit gedrosselter Geschwindigkeit weiterfahren. Das kostete ihn einen Podestplatz, nach seinem Zieleinlauf wurde er zunächst auf Rang vier geführt, dann aber noch auf Platz fünf verdrängt. Herrmann war der erste Deutsche, der an der Vendée Globe teilnahm und sie auch beendete. Das Rennen gilt als weltweit härteste Hochsee-Regatta für Solo-Segler.

"Vielleicht werde ich nie wieder so nah rankommen an so ein Podium", sagte Herrmann in der ersten Enttäuschung nach dem Unfall. "Ich habe in den letzten Tagen gekämpft wie ein Löwe." Der Frust war vergessen, als er im Zielhafen nach 80 Tagen auf See endlich wieder seine siebenmonatige Tochter Malou, Ehefrau Birte und den Familienhund Lilli in die Arme schließen konnte. 

Eigentlich hat Herrmann Betriebswirtschaft studiert, doch er lebt vom Segeln. Seit 20 Jahren startet der Hamburger bei Hochsee-Regatten. Richtig Fahrt nahm seine Karriere auf, als er sich mit dem Monegassen Pierre Casiraghi zusammentat. Der Sohn von Prinzessin Caroline gründete 2016 das Segelteam Malizia. Der Name verweist auf Casiraghis Urahn Francesco Grimaldi, der im Jahr 1297 die Festung Monaco eroberte und Malizia genannt wurde, der Listige. Boris Herrmann wurde Skipper der Yacht "Malizia II" und schaffte 2017 - zusammen mit Casiraghi - beim Fastnet Race, einer traditionsreichen Regatta im Ärmelkanal und der Keltischen See, mit Rang drei seinen ersten Podiumsplatz. 

"Auf See vermisse ich zunächst gar nichts, da fühle ich mich richtig wohl", sagte Herrmann vor seiner Kollision auf der Zielgeraden der Vendée Globe. Angst habe er keine: "Das wäre kein guter Berater, aber den nötigen Respekt vor den Naturgewalten sollte jeder mitbringen." Er fühle sich mitten auf dem Ozean sicher, so der Hochsee-Segler. "Auf einem Fahrrad in der City einer Großstadt ist es gefährlicher."

Weltumsegler Boris Herrmann Imoca SeaExplorer
Einmal rund um die Welt - Boris Herrmann in seiner Yacht "Sea Explorer"Bild: Newman Homrich/ DPPI/picture alliance

Mona Küppers, Präsidentin des Deutschen Segler-Verbands, bezeichnet Herrmann als "Glücksfall für den deutschen Segelsport". Seine regelmäßigen, spannenden Berichte über seine Abenteuer auf hoher See, die auch auf Youtube veröffentlicht wurden, haben selbst Zuschauer begeistert, die sich vorher gar nicht für Segeln interessierten. Dass auch Greta Thunberg zu Herrmanns Fans zählt, kommt nicht von ungefähr. Im August 2019 schipperte Hermann die schwedische Klimaaktivistin auf der "Malizia II" von Plymouth in Südengland aus über den Atlantik zum Klimagipfel der Vereinten Nationen.

Klimaschutz-Projekt auf den Philippinen

Seit Jahren engagiert sich der deutsche Segler im Klima- und Umweltschutz. Pünktlich zum Start der Vendée Globe begann auch ein Projekt Herrmanns auf der philippinischen Insel Mindanao: der "Malizia Mangrove Park". Dort sollen in einem Mangroven-Naturschutzpark eine Million Setzlinge gepflanzt werden. Die Bäume und Sträucher in Mangroven-Wäldern speichern viel Kohlendioxid und gelten deshalb als ein probates Mittel im Kampf gegen den Klimawandel.

Herrmanns Team ist auch Mitglied der UN-Initiative "Sport für den Klimaschutz". Auf seiner Yacht, inzwischen von "Malizia II" in "Sea Explorer" (Meeresentdecker) umbenannt, prangt das UN-Symbol für nachhaltige Entwicklung. Auf der Vendée Globe hatte Herrmann eine wissenschaftliche Messanlage mit an Bord, mit der automatisch der Kohlendioxidgehalt des Meerwassers auf der Route bestimmt wurde. "Es gibt noch riesige weiße Flecken auf dem Ozean, an denen noch nie gemessen wurde", sagt Herrmann. Die wissenschaftlichen Daten werden vom Kieler Meeresforschungsinstitut GEOMAR und dem Hamburger Max-Planck-Institut ausgewertet.

Er hoffe, "dass unser Engagement das Bemühen unserer Fans, unserer Gemeinschaft und nicht zuletzt unserer Regierung stärkt, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen", sagt der Hochsee-Segler Boris Herrmann. "Das ist ein Rennen, das wir gewinnen können und müssen, um das Risiko von Dürren, Überschwemmungen, extremer Hitze und Armut für hunderte Millionen Menschen deutlich zu verringern."

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter