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HBO nimmt "Vom Winde verweht" aus dem Angebot

10. Juni 2020

Inmitten der Anti-Rassismus-Proteste streicht der Streamingdienst den Klassiker vorerst aus dem Sortiment. Der Streifen sei voller rassistische Vorurteile - und werde erst wieder in einer kommentierten Fassung gezeigt.

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Vom Winde verweht | Vivien Leigh und Hattie McDaniel
Hattie McDaniel schnürt das Korsett von Vivien Leigh: Der Epos "Vom Winde verweht" zeigt viele rassistische Vorurteile Bild: Imago Images/Mary Evans Archive

Der US-Streaminganbieter HBO Max nimmt den Filmklassiker "Vom Winde verweht" aus dem Jahr 1939 vorerst aus dem Programm. Der Streifen zeige ethnische und rassistische Vorurteile, "die leider in der amerikanischen Gesellschaft gang und gäbe waren", sagte ein Sprecher von HBO Max der Nachrichtenagentur AFP. "Er wird mit einer Erläuterung seines historischen Kontexts und einer Distanzierung von den rassistischen Darstellungen ins Programm wiederaufgenommen werden", hieß es laut "Hollywood Reporter" in einem Statement des Unternehmens.

Filmszene - Vom Winde verweht
In dem Filmepos "Vom Winde verweht" hielten die ehemaligen Sklaven getreu zu ihren Sklavenhaltern Bild: picture-alliance/United Archives/IFTN

Das mehrfach Oscar-gekrönte US-Bürgerkriegsepos gehört zu den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten, seine Darstellung von zufriedenen Sklaven und heldenhaften Sklavenhaltern ruft jedoch immer wieder Kritik hervor. "Diese rassistischen Darstellungen waren damals falsch und sind es auch heute noch, und wir waren der Meinung, dass es unverantwortlich wäre, diesen Titel ohne eine Erklärung und eine Anprangerung dieser Darstellungen im Programm zu behalten", erklärte der Sprecher weiter. 

Filmszene - Vom Winde verweht
Schauspielerin Hattie McDaniel hatte für ihre Rolle in dem Filmklassiker "Vom Winde verweht" einen Oscar gewonnenBild: picture-alliance/United Archives/IFTN

John Ridley: "Einige der schmerzhaftesten Stereotype über People of Color" 

"Vom Winde verweht" erzählt die Geschichte der Gutsherrin Scarlett O'Hara in den US-Südstaaten zu Zeiten des Bürgerkrieges. Auch nach der Abschaffung der Sklaverei stehen mehrere afroamerikanische Charaktere freiwillig und loyal zu Scarletts Familie, Probleme durch Sklaverei werden in dem Klassiker nicht thematisiert.

Zuerst hatte John Ridley, Drehbuchautor des Sklavendramas "12 Years a Slave" von HBO gefordert, das Liebesdrama aus dem Angebot zu nehmen. "Es ist ein Film, der in den Momenten, in denen er nicht ohnehin den Horror der Sklaverei ignoriert, einige der schmerzhaftesten Stereotype über People of Color verbreitet", schrieb er in der "Los Angeles Times". "Es arbeiteten die größten Talente Hollywoods ihrer Zeit gemeinsam daran, eine Geschichte zu glorifizieren, die es so nie gab."

Schwarze Schauspielerin Hattie McDaniel: Prämiert - und doch ausgeschlossen 

Schauspielerin Hattie McDaniel hatte in dem Film ein Kindermädchen gespielt und dafür 1940 den Oscar gewonnen. Bei der Verleihung durfte sie wegen ihrer dunklen Hautfarbe nicht mit dem Rest des Teams an einem Tisch sitzen, sondern war in den hinteren Teil des Raumes verbannt worden.

sth/sti (afp, dpa)