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General: Russland ist in Syrien noch präsent

Juri Rescheto11. April 2016

Russische Militärs spielen eine entscheidende Rolle bei den militärischen Erfolgen von Präsident Assad, sagt Generalmajor Igor Konaschenkow, Sprecher der russischen Streitkräfte, im exklusiven DW-Interview.

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Syrien die Rebellen haben einen Kampfjet der syrischen Armee abgeschossen
Bild: Reuters/A. Abdullah

DW: Herr Konaschenkow, noch vor einigen Wochen donnerten am Himmel über Syrien russische Militärjets. Jetzt ist der Himmel ruhiger geworden. Trotzdem sind russische Militärs anwesend. Was machen Sie hier?

Konaschenkow: Russische Militärberater beteiligen sich an der Vorbereitung der Militäroperationen wie etwa der Befreiung von Palmyra, Al Qaratein und anderen größeren Orten vom IS. Sie bringen syrischen Experten das nötige Fachwissen im Umgang mit Waffen bei, die wir ihnen im Rahmen unserer Zusammenarbeit liefern. Natürlich beteiligen wir uns auch an der Ausarbeitung dieser Operationen.

Russische Flugzeuge sind genauso überraschend vom syrischen Himmel verschwunden wie sie zuvor gekommen waren. Trotzdem ist Syrien voll von Terroristen. Hat also Russland seinen eigenen Auftrag nicht erfüllt Syrien von Terroristen zu befreien?

Nein, das sehen Sie vollkommen falsch. Die russischen Flugzeuge sind auf der Airbase von Hmeimim nach wie vor da. Davon haben wir so viele, wie viele wir brauchen. Das sind moderne Flugzeuge und Hubschrauber. Und sie fliegen genug Kampfeinsätze auch heute noch. Ihr Ziel sind Terrorgruppen. Unsere Spezialisten erfüllen hier aber auch eine humanitäre Mission, indem sie zum Beispiel die antike Stadt Palmyra von explosiven Stoffen, von Minen befreien. Damit wir alle wieder das bewundern können, was die Menschheit vor Jahrtausenden geschaffen hat.

Russland Igor Konaschenkow Sprecher des Verteidigungsministeriums (Foto:© imago/Xinhua)
Generalmajor Igor KonaschenkowBild: imago/Xinhua

Wie ist Ihre Zusammenarbeit mit anderen Ländern, zum Beispiel den USA?

Sehr aktiv im Rahmen der Vereinbarungen im Versöhnungsprozess der verfeindeten Parteien und der Einstellung von Kampfhandlungen. Wir haben auf unserer Basis in Hmeimim hier in Syrien eine Beobachterstelle eingerichtet, ein ähnliches Zentrum haben die Amerikaner in Aman. Wir sind täglich in Kontakt. Wir informieren unsere amerikanischen Kollegen über alle Fälle der Verletzung von Feuerpausen sofort, und sie – das muss man ihnen anerkennen – sie teilen alle Informationen, die sie über ihre Kanäle bekommen, mit uns. Problematisch ist es zur Zeit in Aleppo. Dort sind nach unseren Angaben mehr als 1.000 schwer bewaffnete Kämpfer konzentriert, vor allem von der Gruppierung Jabhat al-Nusra, sie haben schwere Waffen, viele gepanzerte Fahrzeuge, Panzer.

Am 13. April wird in Syrien das Parlament gewählt. Ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt. Es gibt keinen Wahlkampf, nicht einmal Frieden im Land. Was glauben Sie, was werden das für Wahlen sein?

Es ist schwer zu sagen, ob Syrien dafür bereit ist oder nicht. Alles ist relativ. Ja, nach europäischen Masstäben ist das Land nicht bereit. Aber man muss doch irgendwann anfangen. Und mit irgendwas. Und dieses Irgendwas muss der politische Prozess sein. Ich reise viel durchs Land und sehe, wie einzigartig Syrien ist. Wie unterschiedlich. In der Mentalität, in der Lebensweise der Menschen, in der Religion. Aber all diese Menschen haben doch vorher Tausende von Jahren zusammen gelebt. Ich denke, man muss ihnen, wie allen anderen auch, die Chance geben, selbst ihr Leben in den Griff zu kriegen. Wir sollten sie dabei nicht stören, sondern unterstützen.

Generalmajor Igor Konaschenkow ist Sprecher der Russischen Streitkräfte.

Das Interview führte Juri Rescheto