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Extremwetter durch Klimawandel

Carla Bleiker21. August 2015

Land unter in Europa, Wüstenbildung in Nordafrika: Der Klimawandel zeigt sich in extremen Wetterphänomen, die unser Leben direkt beeinflussen. Die Menschheit muss sich anpassen. Aber mancherorts ist es bereits zu spät.

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Deutschland: Sturm Zeljko Foto: Benjamin Nolte/dpa
Bild: picture-alliance/dpa/B. Nolte

Früh aufstehen nach einem schönen Wochenende und noch die ganze Woche Arbeit vor sich: Montage sind generell eher unbeliebt. Wenn sie dann noch mit Nachrichten von "ergiebigem Starkregen" oder "anhaltendem Dauerregen" beginnen - so wie in vielen Teilen Deutschlands diese Woche - gilt das doppelt. Wir haben doch Sommer! Warum regnet es da so viel?

"Wissenschaftler sprechen frühestens nach 20 Jahren von einer Klimaveränderung, aber dennoch muss man sagen: Wir haben extreme Wetterereignisse, die offensichtlich in engeren Zeittakten auf uns zukommen", sagt Heinrich Bottermann, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, im DW-Gespräch.

Zu diesen Wetterereignissen zählt Bottermann auch Starkregen und sagt, dass "das Indizien dafür sind, dass der Klimawandel sich auch bei uns bemerkbar macht."

Heinrich Bottermann (Foto: DBU)
Bottermann: Der Klimawandel beeinflusst unser tägliches LebenBild: DBU

Mehr Regen wegen steigender Temperaturen

Durch die wachsende CO2-Konzentration in der Erdatmosphäre steigen die Lufttemperaturen immer weiter an. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte, erklärt Roger Brugge, Meteorologe an der University of Reading in Großbritannien. Warme Luft, die beispielsweise vom Atlantik kommt, kann also ordentlich Feuchtigkeit aus dem Ozean aufnehmen - die sich dann über Europa entlädt. "Wärmeres Klima ist energiegeladenes Klima", sagte Brugge der DW. "In den Tropen gibt es ja auch starke Regenfälle und kräftige Gewitter. Jetzt gibt es diese Tendenz für heftige Regenfälle auch im nördlichen Europa."

Städte in Not

Heftiger Regen und daraus resultierende Überschwemmungen stellen die Kommunen immer öfter vor große Herausforderungen. Überflutete Keller, verschlammte Parks und unbenutzbare Straßen sind nur einige der Probleme.

Das liegt daran, dass die Kanalisationssysteme, so wie sie jetzt sind, mit den Mengen an Wasser überfordert sind, sagt Bottermann. "Da muss man mit ganz gezielten Maßnahmen herangehen: entweder große Überlaufbecken anlegen oder Kanaldurchmesser erhöhen."

Die Effekte des Klimawandels lassen sich aber auch abschwächen. Bottermann schlägt beispielsweise Frischluftschneisen vor, damit sich die Städte nicht allzu sehr aufheizen. Begrünungsprojekte im großen Rahmen könnten sogar dazu dienen, die globale Erwärmung direkt anzugehen, da Pflanzen CO2 binden und Sauerstoff produzieren.

Gefährliche Verwüstung

In Kalifornien haben die Menschen nicht mit zu viel, sondern mit zu wenig Regen zu kämpfen. Seit vier Jahren schon herrscht eine extreme Dürre. Farmer wissen nicht mehr, wie sie ihre Felder bewässern sollen, obwohl Wasser schon aus dem Norden des Staates in den besonders schwer betroffenen Süden geleitet wird.

Durch die Trockenheit entstehen auch Buschfeuer leichter, die schnell katastrophale Schäden anrichten. Dieses Jahr fielen bereits 580 Quadratkilometer Land den Flammen von 4500 Bränden zum Opfer.

Auch die Sahelzone in Nordafrika leidet unter dem Klimawandel. Das Problem hier: Desertifikation. Die Wüste breitet sich immer weiter aus und nimmt Menschen und Tiere ihre Lebensräume. "Im Zentrum der Sahelzone ist man sehr weit weg vom Meer", sagt Meteorologe Roger Brugge. "Das Gebiet bekommt ganz andere Wettersysteme als Europa."

Versandeter Brunnen im Niger (Foto: Larwana Malam Hami /DW Haussa)
In Ländern wie hier im Niger zerstört Versandung LebensräumeBild: DW/L. M. Hami

Die Verwüstung führt zu einem weiteren Phänomen, das auf das Konto der globalen Erwärmung geht: Klimaflüchtlinge, deren vormals fruchtbare Felder immer mehr versanden.

Menschen auf der Flucht vor dem Klimawandel

"Wenn sich das Klima ändert, werden die Menschen in 50 Jahren nicht mehr dasselbe anbauen können wie jetzt", erklärt Brugge. "Das gilt selbst für Europa. Aber wenn es hier wärmer wird, wird man halt auch weiter nördlich Wein anbauen können. Wenn man dagegen am Rande einer Wüste lebt, und die Wüste sich in 50 Jahren 320 Kilometer weit ausdehnt, was soll man dann noch anpflanzen? Diese Menschen müssen wegziehen."

Auch Menschen in anderen Weltregionen verlieren aufgrund des Klimawandels ihr Zuhause. Besonders betroffen sind neben der Sahelzone auch viele Inseln im Südpazifik. Durch die menschengemachte globale Erwärmung steigen die Meeresspiegel, und die Inseln versinken langsam in den Fluten.

Nach einer Greenpeace-Studie sind bereits heute rund 20 Millionen Menschen wegen des Klimawandels auf der Flucht. Wenn die Temperaturen weiter so steigen wie bisher, so die Studie, werden daraus in den nächsten 30 Jahren 200 Millionen Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, weil extreme Wetterereignisse ihnen die Lebensgrundlage genommen haben.