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Empörung über Verständnis fürs Küken-Schreddern

31. März 2016

Es sei "politische Bigotterie" ein Tötungsverbot für männliche Küken zu fordern - diese Worte des Bundeslandwirtschaftsministers sorgen für massive Kritik. Beim Tierschutzbund wie auch im Netz ist die Empörung groß.

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Küken sitzen nebeneinander (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/Sonja von Brethorst/TiHo/dpa

Entgegen der Hoffnungen vieler Tierschützer bleibt die massenhafte Vernichtung männlicher Küken in Deutschland erlaubt. Linke und Grüne hatten vor Ostern eine entsprechende Änderung des Tierschutzgesetzes beantragt. Demnach sollten wirtschaftliche Interessen nicht länger einen "vernünftigen Grund" darstellen, bei dessen Vorhandensein das Töten von Wirbeltieren laut Tierschutzgesetz derzeit erlaubt ist.

48 Millionen Küken vergast und geschreddert

Hintergrund der Debatte um die seit geraumer Zeit praktizierten Küken-Tötung ist, dass die Agrarindustrie für männliche Nachkommen von Legehühnern keine Verwendung hat. Hähne legen weder Eier noch setzen sie gut Fleisch an. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland in der Legehennenproduktion laut Medienberichten 48 Millionen männliche Küken vergast und geschreddert - mehr als je zuvor.

Arbeiter sortieren Hühner-Küken in einer Legehennenfabrik (Foto: RIA)
Legehennenproduktion: Millionen männlicher Küken werden jährlich getötet - allein in DeutschlandBild: picture-alliance/dpa/A. Kondratuk

Doch der Antrag fand im schwarz-rot dominierten Bundestag keine Mehrheit - was die Antragssteller scharf kritisierten. Ihre Kritik wiederum hatte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) kritisiert. "Bei einem Verbot würden die Brütereien in Deutschland schließen und ins Ausland abwandern", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Dort würden Küken ebenfalls getötet. Insofern halte er die Kritik vor allem der Grünen für "politische Bigotterie", sagte Schmidt.

Kritik an Kritik der Kritik des Küken-Schredderns

Doch die Worte des Ministers stoßen nun ebenfalls auf scharfe Kritik. Die Äußerung verwundere, erklärte der Deutsche Tierschutzbund in Bonn. Vereins-Präsident Thomas Schröder nannte Schmidts Verweis auf mögliche Abwanderungen von Unternehmen ins Ausland einen "Abgesang auf den bisher immer erklärten Willen der Bundesregierung, den Tierschutz als Vorreiter in der EU voranzubringen."

Auch in sozialen Netzwerken sorgten die Worte des Ministers für Empörung. Unter dem Hashtag #Kükenschreddern warfen Nutzer auf Twitter dem Minister mangelnden politischen Gestaltungswillen vor.

Wissenschaftliches Verfahren soll Küken-Tötung verhindern

Das Bundeslandwirtschaftsministerium setzt statt eines Tötungsverbots auf die Entwicklung eines wissenschaftlichen Verfahrens, das die Küken-Vernichtung noch in diesem Jahr überflüssig machen soll. Ziel dabei ist, das Geschlecht vor dem Ausbrüten der Eier zu erkennen, so dass männliche Küken erst gar nicht schlüpfen. In einem Laborversuch des Forschungsverbunds Leipzig/Dresden funktioniere dieses Verfahren bereits, sagte Schmidt.

Eier im Karton
Bald nur noch "männliche Eier" im Karton? Ein Verfahren soll das Geschlecht vor dem Schlüpfen erkennenBild: picture-alliance/dpa/A. Weigel

Sobald die Technik zur Verfügung stehe, greife das Tierschutzgesetz, wonach kein Wirbeltier "ohne vernünftigen Grund" getötet werden darf. "Das Schreddern ist dann vorbei", so Schmidt. Auf der Website des Ministeriums ist ein Prototyp noch für dieses Jahr angekündigt. Demnach könnten die ersten "tötungsfreien Eier" frühestens Ende des Jahres auf den Markt kommen.

cw/wl (kna, dpa, afp)