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Die Revolution ist weiblich

12. Dezember 2018

Afrikas junge Frauen begehren auf gegen Ungleichbehandlung der Geschlechter. Auch wenn es um Technik geht. In Accra, Ghana, trafen sich die Vorreiterinnen beim Africa Summit on Women and Girls in Technology.

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Artikelbild Weltzeit 1-2019: Die Revolution ist weiblich
Regina Honu von der Soronko AcademyBild: Soronko Academy

„Ich möchte meine eigene mobile App entwickeln, die Menschen helfen wird, online zu kommunizieren. Denn ich habe gesehen, dass man über Whatsapp keine Gruppen-Videoanrufe tätigen kann“, sagt die 14-jährige Winnifred Asante. Sie versucht, ihre Mutter zu überzeugen, ihr den Besuch eines Programmierkurses zu erlauben – an einem sonnigen Samstag in Ghanas Hauptstadt Accra. Die Mutter ist einverstanden. Eine Ausnahme. Denn nur wenige Eltern erkennen die wachsende Bedeutung der Informations- und Kommunikationstechnik, zumal für ihre Töchter. Doch immer mehr junge Frauen wollen teilhaben und teilnehmen am digitalen Wandel in der Informations- und Kommunikationstechnik.

Laut der World Wide Web Foundation wird bald die Hälfte der Weltbevölkerung mit dem Internet verbunden sein. Eine gute Nachricht zunächst, die aber nicht für Frauen und Mädchen gilt. Gerade in Afrika müssen sie dafür kämpfen, gehört zu werden. Das gilt umso mehr, wenn es um den Zugang zu technischem Werkzeug geht. Oder gar um das Wissen, digitale Technik zu bedienen. Die Kluft zwischen den Geschlechtern ist hier zugleich ein Hemmschuh für die Entwicklung von Gesellschaften.

Programmieren statt heiraten

Regina Honu hat es gewagt. Sie ist eine von Ghanas prominenten jungen Frauen in der Tech-Branche. Ihre Programmierschule, die Soronko Academy in Accra, hat bereits viele Mädchen in Programmieren, Webdesign und App-Entwicklung ausgebildet. Honu zählte zu den über 200 Afrikanerinnen, die im Oktober 2018 in Accra zusammenkamen – beim Africa Summit on Women and Girls in Technology. Studentinnen, die später in der Branche Fuß fassen wollen, unterstützt von Tech-Unternehmerinnen und Aktivistinnen, die auf mehr weibliche Beteiligung bei der digitalen Entwicklung drängen.

Herausforderungen sieht Regina Honu vor allem im überkommenen Denken vieler Familien. „Wir hatten Eltern, die sich beschwert haben und nicht wollten, dass ihre Mädchen weitermachen, weil sie womöglich keinen Ehemann finden. In ihren Augen ist es für ein afrikanisches Mädchen das Highlight des Lebens, einen Ehemann zu finden“, erklärt sie.

In vielen afrikanischen Ländern ist der Internetzugang teuer, vielerorts mangelt es an der Infrastruktur. Gruppierungen wie die „Allianz für bezahlbares Internet“ drängen auf Reformen. Ihr Vorsitzender, Nigerias ehemaliger Minister für Kommunikation und Technik, Omobola Johnson, meint, die Politik auf dem ganzen Kontinent müsse sich ändern. „Es geht darum, den Zugang zum Internet nicht nur herzustellen, sondern erschwinglich zu machen“, so Johnson.

Darum ging es auch in den Diskussionen in Accra. Vor allem forderten die Frauen, die Regierungen auf, die Voraussetzungen zu schaffen, dass auch Frauen und Mädchen Zugang zur Tech-Branche und zur Qualifizierung erhalten und Unterstützung für ihre Projekte bekommen.

Bewusstsein schaffen

Die afrikanischen Regierungen werden diesen Forderungen vermutlich wenig Beachtung schenken. Daher setzen Unternehmerinnen und Aktivistinnen vor allem auf Aufklärung, die bei den Familien ansetzt, um etwas zu verändern. „Wir müssen in der Bevölkerung ein Bewusstsein schaffen. Denn es sind Eltern, Familie und Freunde, die dich beraten, wenn es um die Entscheidung geht, in welchen Beruf du einsteigst“, meint Dorothy Gordon, Vorsitzende des UNESCO-Programms „Information für alle“.

Die Tech-Aktivistinnen auf dem Kontinent wissen, dass solche Veränderungen nicht von selbst kommen. Sie müssen darum kämpfen – und sie brauchen einen langen Atem.

Isaac Kaledzi, DW-Korrespondent, Accra