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Die Kippa als Symbol der Ehrfucht vor Gott

Torsten Landsberg
19. April 2018

Der Zentralrat der Juden rät vom Tragen der Kippa ab. Doch wofür steht die Kopfbedeckung überhaupt? Eine Erklärung - und ein Blick auf weitere religiöse Kopfbedeckungen. Kennen Sie sie alle?

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Deutschland Gebet in der Neuen Synagoge in Freiburg in Erinnerung an die Reichskristallnacht
Bild: picture alliance/dpa/W. Rothermel

Es war eine bewusste "Erfahrung", die Kippa zu tragen, erklärte der 21-jährige Adam im Interview mit der Deutschen Welle. Er sei kein Jude, sondern arabischer Israeli. Er habe einem Freund zeigen wollen, dass es ungefährlich sei, sich mit der Kippa im Alltag zu bewegen. Bereits 2013 hatte ein Berliner Rabbiner vor "No-go-Areas für Juden" gewarnt. Und der Zentralrat der Juden warnte davor, sich in Deutschland mit Kippa in Stadtvierteln zu zeigen, in denen es einen hohen Anteil an Muslimen gibt.

Doch wofür steht die Kippa eigentlich und welche religiöse Bedeutung hat sie für die Juden?

Kippa ist ein hebräisches Wort und bedeutet Kopfbedeckung. Weniger gebräuchlich ist der jiddische Begriff Jarmulke. Es handelt sich in der Regel um eine kreisförmige Mütze, die es in unterschiedlichen Stoffen gibt, manche sind sehr schlicht gehalten, andere aufwendig verziert. In Israel verrät das Aussehen der Kippot (Mehrzahl für Kippa) die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Strömung innerhalb des Judentums.

Zwei kleine Jungen mit Kippa auf dem Kopf in eine deutschen jüdische Schule.
Die Halacha gilt auch für die KleinstenBild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

Kopfbedeckung entscheidend

Die Kippa ist zum religiöses Symbol geworden, dabei ist eigentlich nicht die Mütze selbst, sondern die Bedeckung des Haupts entscheidend. Ein Hut oder ein Tuch können den gleichen Zweck erfüllen.

Die Halacha, das jüdische Gesetz, verpflichtet Jungen und Männer zum Tragen einer Kopfbedeckung, wenn sie beten, sich in einer Synagoge aufhalten oder einen jüdischen Friedhof besuchen sowie beim Studium der Religion. Auch bei jüdischen Festen ist eine Kippa häufig üblich. Beim Besuch einer Synagoge müssen alle Männer Kippot aufsetzen, auch wenn sie keine Juden sind.

Eine religiöse Verpflichtung, die Kippa außerhalb der Ausübung der Religion zu tragen, gibt es nicht. Orthodoxe Juden tragen ihre Kippot jedoch als Zeichen ihrer Ehrfurcht vor Gott oft auch im Alltag. Sie durchweben den Tag zudem mit Lobsprüchen, weshalb es sich anbietet, die Kopfbedeckung ständig zu tragen.

In Reformgemeinden in den USA ist das Tragen der Kippa auch bei der Ausübung der Religion nicht üblich, was daran liegt, dass dieses Gebetssymbol weder auf ein biblisches Gebot noch auf den Talmud zurückgeht. Der Talmud zeigt auf, wie die Regeln der biblischen Texte in der Praxis und im Alltag umzusetzen sind.

Giora Feidman mit Klarinette unter dem Arm.
Der argentinische Klarinettist Giora Feidman trägt auch auf der Bühne KippaBild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Unterschiedliche Reaktionen

Gemessen an der Entstehung des Judentums vor mehr als 3000 Jahren ist das Tragen einer Kippa etwas recht Neues: Unter den europäischen Juden setzte es sich erst im 17. und 18. Jahrhundert durch.

Den Versuch, mit einer Kippa durch die Gegend zu laufen und die Reaktionen zu dokumentieren, haben vor Adam schon andere unternommen. Der israelische Journalist Zvika Klein lief mit versteckter Kamera mehrere Stunden durch Paris und erlebte, wie ihm Passanten vor die Füße spuckten und ihn beleidigten. Der israelische Künstler Amit Jacobi lief 2015 mit einer Kippa auf dem Kopf durch verschiedene Stadtteile Berlins, ohne auf aggressive Reaktionen zu stoßen.