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Air Berlin bittet um Bürgschaften

8. Juni 2017

Ist der arabische Großaktionär Etihad noch bereit, die Sanierung von Air Berlin mitzutragen? Der hoch verschuldete Ferienflieger bemüht sich bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen um Bürgschaften.

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Tui Tuifly Air Berlin Flugzeug Boeing
Bild: picture-alliance/dpa/J. Stratenschulte

Die schwer angeschlagene Airline sucht jetzt offenbar Hilfe bei der Politik. Die Fluggesellschaft stellte bei den Landesregierungen von Berlin und Nordrhein-Westfalen eine Anfrage auf Prüfung eines Bürgschaftsantrags. Ein Air-Berlin-Sprecher hat einen Bericht der "Welt" über diesen überraschenden Schritt am Donnerstag bestätigt.

Eigentlich war geplant, dass Air Berlin seine Tochterfirma Niki in einen Ferienflieger einbringt, der gemeinsam mit dem Tui-Konzern gegründet werden sollte. Die Tui, Air Berlin und der Großaktionäre von Air Berlin, die Golf-Airline Etihad, hatten noch im Oktober 2016 die Pläne für die neue Gesellschaft durch eine Verschmelzung der Tuifly  mit der Niki als wichtiges Element für die Sanierung von Air Berlin bekanntgegeben. Jetzt gab Tui überraschend bekannt, Etihad hätte die Gespräche abgebrochen.

Ohne Geldspritzen von Etihad wäre Air Berlin derzeit kaum überlebensfähig. Der Flugkonzern aus Berlin musste für die vergangenen zwei Jahre Verluste von 1,2 Milliarden Euro vermelden. "Wir müssen 2017 einen Partner finden", sagte Air Berlin-Chef Thomas Winkelmann in dieser Woche der Zeitung "Die Zeit".

Abbruch durch Etihad?

Zunächst sollte die gemeinsame neue Airline schon zum Sommerflugplan Ende März loslegen. Nach den ursprünglichen Plänen sollten Tuifly und Niki mit rund 60 Flugzeugen ein Streckennetz von wichtigen Abflughäfen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedienen. Tuifly ist mit 41 Jets die deutsche Tochter des weltgrößten Reisekonzerns Tui aus Hannover, der eine Flotte von 140 Flugzeugen betreibt. Als viertgrößte deutsche Airline kommt sie auf 2400 Mitarbeiter - darunter 1700 Flugbegleiter und Piloten.

Nach Darstellung von Tui hat nun Air Berlins Großaktionär Etihad die Gespräche beendet. Das geht aus einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Schreiben des Tui-Konzerns an seine Mitarbeiter hervor. "Etihad strebt offenbar eine Perspektive für das Gesamtunternehmen Air Berlin/Niki an und will Niki nicht länger aus der Air Berlin herauslösen", heißt es in dem Brief. Etihad habe offenbar neue Pläne, wie sich die Airline künftig in Deutschland und Europa aufstellen wolle. Etihad hält 29 Prozent der Aktien an der schwer angeschlagenen Air Berlin.

Interesse bei Lufthansa

Bei Etihad, einem Staatskonzern aus dem Emirat Abu Dhabi, dreht sich gerade das Personalkarussell. Der langjährige Chef James Hogan ist gegangen, ein Nachfolger für den Posten steht noch nicht fest - es gibt lediglich eine Übergangslösung. Auch der Posten des Finanzchefs soll neu besetzt werden. 

Interesse an Air Berlin hat der deutsche Marktführer Lufthansa bekundet. Lufthansa-Chef Carsten Spohr sagte, vor einer Übernahme müssten aber die Betriebskosten von Air Berlin sinken, die Großaktionärin Etihad müsse die Schulden übernehmen und die Aufsichtsbehörden müssten zustimmen. Ein Teil von Air Berlin ist seit Februar bereits für die Lufthansa unterwegs. Der Konzern hat 38 Maschinen samt Personal für seine Töchter Eurowings und Austrian Airlines gemietet.

ar, tko/hb (dpa, rtr, afp)