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Aidshilfe startet neue Kampagne

Naomi Conrad
12. Mai 2017

In Deutschland erkranken mehr als 1000 Menschen jährlich an Aids - im internationalen Vergleich eine relativ geringe Zahl. Die Deutsche-Aids-Hilfe ist überzeugt: Bis 2020 kann die Krankheit besiegt werden.

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AIDS HIV rote Schleife Rio de Janeiro
Bild: Getty Images/T.Weidman

Am Anfang, als sie die Diagnose bekam, dachte Regina: "Ich muss sterben." Aber ihr Arzt beruhigte sie sofort: Niemand sterbe mehr an HIV, mit den richtigen Medikamenten könne sie ein ganz normales Leben führen - und alt werden.

Die Ende 50-Jährige, die nur ihren Vornamen nennt, ist das Gesicht einer neuen, dreijährigen Kampagne der Deutschen Aids-Hilfe, die am Freitag gestartet wurde. Damit sollen Menschen zu einem möglichst frühen HIV-Test motiviert werden, um die nötige Behandlung zu erhalten. Das Ziel: Ab dem Jahr 2020 soll in Deutschland niemand mehr an Aids erkranken. Denn wird HIV frühzeitig erkannt, kann der Ausbruch von Aids verhindert werden.

Ein "realistisches Ziel", meint Manuel Izbedski, Vorstandsmitglied der Deutschen-Aids-Hilfe (DAH) bei der Vorstellung der Kampagne "Kein Aids für alle" in Berlin. In Deutschland erkranken nach Angaben der DAH jährlich mehr als 1.000 Menschen an Aids. Bei ihnen wurde das HI-Virus also nicht frühzeitig erkannt. Dennoch ist es eine relativ geringe Zahl im internationalen Vergleich. Die Vereinten Nationen wollen bis 2030 Aidserkrankungen beenden, die Bundesregierung verfolgt das gleiche Ziel. Die Deutsche Aidshilfe ist überzeugt, dass dies noch schneller geht. Schließlich verfüge das Land über eine hohe Aufklärungsrate und ein gutes Gesundheitssystem mit den nötigen Medikamenten, so Izbedski.

Noch immer Angst vor Stigma und Diskriminierung

Trotzdem leben nach Angaben der DAH rund 13.000 Menschen mit dem HI-Virus, ohne davon zu wissen. Die Gründe sind vielfältig: Manche haben Angst vor dem möglichen Ergebnis und fürchten Diskriminierung. Andere glauben einfach nicht, dass sie HIV haben könnten, weil sie fälschlicherweise annehmen, dass nur schwule Männer sich infizieren. So auch Regina: "Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass ich HIV haben könnte." Wie sie sich angesteckt hat, weiß sie bis heute nicht.

Manchmal sind es aber auch die Ärzte, die nicht an eine mögliche HIV-Infizierung denken. Das kritisiert auch Regine: "Kein Arzt ist auf die Idee gekommen: Wir machen mal einen Test." Dabei hätte sie einen Test auf keinen Fall abgelehnt.

Deshalb will die Kampagne auch gezielt Ärzte für das Thema sensibilisieren. Andere Schwerpunkte sind die Arbeit mit Drogenabhängigen, Menschen mit Migrationshintergrund, sowie Gefängnisinsassen. 

Aber vor allem soll mit Hilfe von Online- und Postkartenaktionen die Botschaft verbreitet werden, dass mit einer HIV-Diagnose das Leben nicht vorbei ist: "Die Sorge ist völlig unberechtigt. Man kann alles machen, im Beruf, in der Familie und auch in der Sexualität. Man kann sogar völlig natürlich Kinder zeugen", so Holger Wicht von der Aids-Hilfe.

Damit das gelingt, ist allerdings eine frühe Diagnose wichtig - und auch der Zugang zu den nötigen Medikamenten, die nach Angaben der DAH pro Patient etwa 20.000 Euro pro Jahr kosten - und damit in manchen Regionen der Welt noch immer unerschwinglich sind

Die frühe Diagnose hat noch andere Vorteile, davon ist die Aids-Hilfe überzeugt: Wissen mehr Menschen früh über ihren Status bescheid, werde auch die Zahl der Neuinfektionen am HI-Virus sinken. Denn wer nicht weiß, dass er infiziert ist, gibt den Virus möglicherweise auch an andere weiter. 2015 waren in Deutschland nur noch etwa 3.200 Menschen betroffen.