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AfD-Kandidat bei Bürgermeisterwahl in Nordhausen gescheitert

24. September 2023

Bei der Stichwahl in Nordhausen sah es vor der Abstimmung nach einem Sieg für die als rechtsextrem eingestufte Thüringer AfD aus. Am Ende setzte sich dann aber doch der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann durch.

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Jörg Prophet
Ziel verpasst: AfD-Kandidat Jörg ProphetBild: Matthias Bein/picture alliance/dpa

Hat in Nordhausen künftig erstmals in Deutschland ein AfD-Oberbürgermeister das Sagen? Diese Frage bewegte die Thüringer Industrie- und Hochschulstadt seit der ersten Wahlrunde am 10. September. Es wäre das zweite kommunale Spitzenamt für den als erwiesen rechtsextrem eingestuften Landesverband der Partei Alternative für Deutschland (AfD) gewesen.

In der Stichwahl setzte sich dann der parteilose Amtsinhaber Kai Buchmann klar vor dem rechten Kandidaten Jörg Prophet durch, wie das Wahlamt der Stadt am Abend mitteilte. Buchmann kam nach Auszählung aller Stimmbezirke auf 54,9 Prozent, sein Herausforderer Prophet auf 45,1 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag nach dem vorläufigen amtlichen Ergebnis bei 59,3 Prozent. 

Buchmann, der früher Grünen-Mitglied war, wird von den Grünen, der Linken sowie einzelnen SPD-Mitgliedern unterstützt. Gemeinsame Wahlaufrufe von Parteien für den Kandidaten gab es nicht.  Buchmann ist seit Oktober 2017 Oberbürgermeister in Nordhausen, das mehr als 41.000 Einwohner hat. Er wurde nun für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Buchmann bezeichnete den Ausgang der Stichwahl als "gutes Ergebnis". Es gehe jetzt darum, die Spaltung in der Stadt zu überwinden.

Deutschland | Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen | Kai Buchmann
Wahlsieger bei der Oberbürgermeisterwahl in Nordhausen: der parteilose Kai BuchmannBild: Jacob Schröter/IMAGO

AfD-Kandidat verliert trotz besserer Ausgangsposition

Der AfD-Kandidat Prophet war mit einer guten Ausgangsposition in die Stichwahl gegangen. Er erzielte am 10. September beim ersten Wahldurchgang 42,1 Prozent der Stimmen und verbuchte damit unter fünf weiteren Bewerbern das mit Abstand beste Ergebnis. Der Amtsinhaber Buchmann kam vor zwei Wochen auf 23,7 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag damals bei 56,4 Prozent. Insgesamt waren rund 32.900 Wahlberechtigte zur Stimmabgabe aufgerufen. Die Stichwahl war notwendig geworden, weil kein Bewerber die Schwelle von 50 Prozent der abgegebenen Stimmen erreichte.

Die AfD konnte mit dem Ergebnis in Nordhausen ihre Erfolgsserie bei Kommunalwahlen in Ostdeutschland zunächst nicht fortsetzen. Im Juni hatte der Parteikollege des Nordhausener Kandidaten Prophet, der AfD-Politiker Robert Sesselmann, die Landratswahl im thüringischen Kreis Sonneberg gewonnen. Damit besetzte die AfD deutschlandweit erstmals den Posten eines Landrats. Seine Wahl sorgte bundesweit für Diskussionen und besorgte Reaktionen. Eine Woche später siegte ein AfD-Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in Raguhn-Jeßnitz in Sachsen-Anhalt. In Thüringen ist die AfD mit ihrem Landesvorsitzenden Björn Höcke vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextrem eingestuft und wird beobachtet.

Am Rande der Stadt Nordhausen liegt die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Die Nationalsozialisten hatten in das Lager etwa 60.000 Menschen verschleppt, mindestens 20.000 Häftlinge überlebten das Lage nicht. Vor der Stichwahl hatten mehrere Politiker, Verbände und Organisationen vor einer Wahl des AfD-Kandidaten Prophet gewarnt. Der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, Jens-Christian Wagner, hatte Prophet unter anderem Geschichtsrevisionismus vorgeworfen.

qu/kle (dpa, afp, thüringen24.de)